MEIN KINDERTRAUM AM DORFTEICH

MEIN KINDERTRAUM AM DORFTEICH

Anfang des Jahres hatte meine große Tochter Lotti ihren 7. Geburtstag. Ich schenkte ihr aus einem Impuls heraus, dass wir zusammen ein Boot bauen. Es war überhaupt nicht klar, was das für ein Boot sein soll oder wie groß. Die Monate verstrichen und der Bootsbau geriet fast in Vergessenheit. Nun rückte der Geburtstag der Mama immer näher. Sie wollte am Wasser ein kleines Fest feiern. Ich fragte Lotti, ob wir das Boot nun als Geschenk für die Mama bauen wollen und sicherte mir damit die Begeisterung meiner Tochter.

Es sollte ein Boot werden, indem die Mama auch sitzen kann… Die Versuche, zuerst auf dem Papier ein Boot zu entwerfen, scheiterten. Letztendlich sammelte ich alle Holzreste zusammen, die ich noch irgendwo hatte und sagte zu meiner Tochter: „Wir bauen ein Wrack. Falls es nicht schwimmt, haben wir etwas zu lachen und machen anschließend aus dem Holz ein schönes Feuer“

Wir begannen vor einer Woche mit dem sägen, bohren, leimen und schrauben. Während ich so baute, kamen die Erinnerungen an die Ferien bei meinen Großeltern hoch. Es gab einen Dorfteich und ich ließ damals reihenweise, Bretter über den Dorfteich schwimmen. Ich lernte sägen und brachte die Bretter somit in Schiffsform. Ich erinnerte mich, dass ich sogar ein Brettboot mit einem Motor aus einem Baukasten baute und mit einem langen Kabel am Rand des Dorfteiches stand. Ich wollte auch Bootsbauer werden und mir ein richtiges Boot bauen, mit dem ich selbst über das Wasser fahren kann.

Aber dazu kam es nicht. Irgendwie endete mein Interesse für den Dorfteich und mein kindlicher Bootsbau versandete… Und als ich so weiter baute, merkte ich, dass es das Boot meiner Träume am Dorfteich wird. In dem Moment wurde mir auf einer kindlichen Vertrauensebene bewusst, dass ich im Laufe der Lebensjahre mir die Fähigkeiten erworben habe, dass was da ist, zu nutzen, es gemeinsam zu gestalten um damit Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Ich wurde mir meines Vertrauens in mich und meine Fähigkeiten selbst bewusst. Das beflügelte mich und ich war mir sicher, dass unser Wrack, die „Flotte Lotte“, wie ein echtes Boot schwimmen wird und zumindest ein Kind trägt. Ich war mir unsicher, ob es mich, nun als großen schweren Erwachsener, auch tragen würde. Und was soll ich sagen, ich probierte es aus und … lernte erneut zu vertrauen.

Frank Breyer