AUF TRAUMWEGEN

AUF TRAUMWEGEN

Im Mai 2019 hatte ich einen Traum: Ich war so alt wie ich heute bin und besuchte nach langer Zeit frühere Mitarbeiter. Echte Menschen die ich kannte, die nun alle etwas älter waren. Irgendwann kam die Frage: Und was machst Du jetzt so? Ich spürte im Traum, wie ich einen Moment brauchte um mich daran zu erinnern, was ich denn jetzt so tue. Ich war kurz irritiert, dann kam fast erleichtert: „Verständigung!“ … und ich wachte auf. 

Zwei Jahre zuvor hatte ich einen visionären Traum über Liebe, Macht und Freiheit und die Hoffnung auf eine übergreifende Verständigung zwischen den Menschen. Mit diesem Traum hatte sich etwas tief in mir verankert und seitdem versuche ich „es“ zu greifen und nach außen zu bringen. Das ist auch anstrengend und manchmal wünschte ich, dieses „es“ wäre nicht da. Aber ich kann „es“ nicht einfach loswerden, ohne mich selbst dabei aufzugeben. Oft fühle ich mich wie der kleine Hobbit in der Geschichte „Herr der Ringe“, der mit einer großen Verantwortung beladen, stolpernd seinen Weg sucht. 

Seitdem forme ich immer wieder neu. Es ist so schwer, das Bekannte aufzugeben und etwas Neues zu kreieren, von dem irgendwie nur eine Ahnung existiert. Die Worte versagen mir immer wieder. Ich hatte und habe Angst – Viele Ängste. Leben ist Risiko! So schwanke und stolpere ich vom alten Vertrautem zum risikoreichen Ungewissen. Und irgendwie helfe ich mir auf diesem Weg selbst. So gab mir der Traum im Mai die Gewissheit, dass die Richtung stimmt, die ich Monate vorher eingeschlagen hatte. Der Traum gab mir auch die Kraft, mich vor Familie und Freunde zu stellen und zu sagen: „Ich mache jetzt Verständigung!“. 

Aber wie? Was ist meine Rolle? Es braucht immer wieder zähe Momente der Auseinandersetzung mit mir, um diese Rolle zu entrollen. Mit jedem zähen Moment bröckeln Vorstellungen und Glaubenssätze. Es ist immer wieder ungewohnt, wackelig und unsicher. Gleichzeitig vertraue ich immer mehr in meine Fähigkeiten zu lernen. Die Orientierung gewinne ich aus dem, wo ich mich lebendiger erlebe, wo ich spüre, dass es mich und andere nährt.

Und während ich so dem Leben vertrauend nach vorn stolpere, träume ich von Gefährten*Innen für kommende Wege gemeinsamer Verständigung.

Frank Breyer